Mein Baby ist da
Die Ankunft unseres kleinen Kämpfers war ein triumphaler Augenblick. Nach 24 langen Stunden hielt ich ihn endlich in meinen Armen. Sein Weg zur Welt führte zwar über einen ungeplanten Notkaiserschnitt, doch sein gesunder Zustand überstrahlte alles. Wir verloren uns in seinem Anblick und schwebten auf einer Wolke der Glückseligkeit.
Die Wucht dieser Emotionen war überwältigend. Ein kleines Wunder lag an meiner Seite. Diese ersten Stunden, trotz aller Anstrengung und Schmerzen, waren von unendlicher Liebe erfüllt und von atemberaubender Schönheit. Diesen Zauber wollten wir unbedingt in einem Newbornshooting festhalten.

Der Termin für das Newbornshooting stand fest
Wir hatten frühzeitig einen Termin bei der Fotografin gebucht, die auch unser Babybauchshooting gemacht hatte. Kurz vor der Geburt hatten wir telefoniert. Sie betonte, wie wichtig es sei, innerhalb der ersten zwei Lebenswochen des Babys zum Newbornshooting zu kommen. In dieser Zeitspanne schlafen Babys viel, was sich perfekt für die schönsten Aufnahmen eignet. So lautete der Plan.
Im Wochenbett soll man sich schonen
Kaum war das Baby da, schien alles auf einmal zu passieren. Oder? Stillen üben, Windeln wechseln, Bescheid geben, Besucher empfangen, Nippelpflege, Arzttermine organisieren, Amtsgänge erledigen – die Liste schien endlos. Und in diesem Chaos sollte ich auch noch das Newbornshooting unterbringen. Ich muss gestehen, ich hatte wenig Lust darauf. Die Geburt verlief anders als geplant, und ich war überwältigt von all den Veränderungen.
Die ersten Tage Zuhause,
fanden wir langsam einen Rhythmus und ich versuchte mit den starken Nebenwirkungen der PDA, den Geburtsschmerzen und der Sectio zurecht zu kommen. Das war alles sehr viel für mich. Ich erholte mich nur sehr langsam von den Strapazen und leider war ich binnen 14 Tagen noch nicht so fit, wie ich es gerne gewesen wäre. Ich hatte auch die Geburt noch garnicht richtig verarbeitet, da ich mir Vorwürfe gemacht habe, es nicht selber geschafft zu haben. Das war ein ziemlich harter Brocken, an dem ich noch lange zu kauen hatte.
Ich hörte aber auf mein Gefühl, rief die Fotografin an und bat den Termin zu verschieben. Sie erinnerte mich daran, dass das Baby nicht zu groß werden sollte, da sonst der Newbornzauber verschwinden würde. Ich verschob den Termin trotzdem um ein paar Tage, da ich einfach nicht in der Lage war. Mir war in diesem Moment nicht so wichtig ob er auf den Fotos zu groß wirken könnte. Ich wollte mich dieses Mal einfach halbwegs wohl fühlen beim Shooting und gönnte uns noch ein paar Tage Ruhe und Erholung.
Wer schon einmal einen Kaiserschnitt hatte, weiss dass es auch nach 3 Wochen nicht vorbei ist mit den Schmerzen. Ich war immer noch nicht so fit, fühlte aber den Druck, den Fototermin bis Ende der 3. Lebenswoche wahr zu nehmen, denn Leo war mit seinen 51 cm und 3900g schon relativ groß auf die Welt gekommen. Er entwickelte sich gut und ist in dieser kurzen Zeit auch ein gutes Stückchen gewachsen.
Das große Umstyling
Ich begab mich am Tag des Shooting ins Badezimmer, steckte noch in meinen Netzunterhosen, hatte ein Surfbrett zwischen den Beinen, roch als hätte ich in Gulasch gebadet, hatte Augenringe und die schlimmsten Schmerzen meines Lebens. Ich war einfach nicht so gut drauf. Anstatt mich zu stylen, wollte ich eigentlich wieder zurück in mein Bett und mich in meine kleine Neugeborenen-Bubble zurückziehen. Aber es ist zu tun was zu tun ist. Während ich mich so schminkte und anzog, merkte ich wie sich Wut in mir breit machte. Ich fühlte mich in meinem Wochenbett gestört und gestresst. Immer wieder habe ich mich aufgerafft und mir selber gut zugeredet, dass es ja nur für ein paar Stunden sei und wir bald wieder Zuhause sein werden. Robert, mein Mann war sehr liebevoll und hat mir mit allem sehr geholfen aber ich funktionierte nur und tat was zu tun ist. Ich hatte nun meine Verkleidung und meine Maske auf, gab mir noch einen letzten Ruck und wir machten uns auf den Weg. Ich wollte ja diese kitschig-schönen Fotos von unserem Baby haben, also hieß es Zähne zusammenbeißen und durch.
Auf dem Weg zum Studio,
fanden wir heraus, dass Leo Autofahrten nicht so mochte. Er schrie die ganze Fahrt durch und lies sich nicht beruhigen. Es war schrecklich mein Baby so leiden zu sehen. Gleichzeitig versuchte ich meine Schmerzen zu veratmen, da jede Kurve, jede Unebenheit und jedes Bremsen höllisch weh taten.
Als wir endlich ankamen,stand mir der Schmerz förmlich ins Gesicht geschrieben. Die Fotografin sah, dass ich gezeichnet war und schlug vor mit dem Baby zu beginnen, damit ich mich kurz erholen konnte. Sie nahm mir Leo ab und ging sehr professionell mit der Situation und unserem Baby um.
Die Fotografin half uns bei der Auswahl der Hintergründe,
Die Fotografin half uns bei der Planung der Hintergründe und empfahl einige Requisiten. Leo wurde liebevoll in Szene gesetzt. Ich sah zu und versuchte meine Schmerzen zu veratmen. Leo war wach und neugierig und liess sich nicht zum Schlafen bringen, ich bemerkte, dass die Fotografin ihn unbedingt zum Schlafen bringen wollte, sie war auch sehr bemüht, ihn zum Schlafen zu bringen, aber ganz verstand ich es nicht. Schaukeln, weißes Rauschen, Nase streicheln – nichts half. In dieser Hinsicht hatte ich keine Erwartungen oder Vorstellungen. Unsere Fotografin hatte jedoch klare Ideen und kümmerte sich um alles.
Einige Posen überraschten mich. Ich hatte keine Ahnung, dass Babys so arrangiert werden, um bestimmte Posen zu erzeugen. Ich habe einige Fotos von solch arrangierten Babies gesehen, aber mir war nicht bewusst, was dazu nötig ist. Ich wollte ihr vertrauen, doch manchmal musste ich eingreifen, um Leo nicht zu sehr zu verrenken.
Nach einer Pause ging es weiter mit Familienfotos.
Papa mit Baby, Mama mit Baby, alle zusammen – sitzend und stehend, Baby über der Schulter, Baby im Arm. Einige Posen gelangen leichter als andere, aber je länger das Shooting dauerte, desto stärker wurden meine Schmerzen. Ich hätte eine Pause gebraucht.
Die letzte Pose
Für das Finale schlug die Fotografin vor, mich seitlich hinzulegen, Leo im Arm, ihn liebevoll anzusehen und eventuell zu küssen. Ich versuchte, die Schmerzen zu überwinden und lächelte. Doch dann überstieg ich meine Grenzen. Ich hielt es nicht mehr aus und brach in Tränen aus. Die Anspannung und der Frust entluden sich.
Zuhause angekommen,
dachte ich lange über dieses Shooting nach. Ich fragte mich warum es scheint als würden es alle anderen besser hinbekommen als wir und ich wieder mal versagt hätte. Ich hatte im Nachhinein das Gefühl, dass das alles eine bescheuerte Idee war. Irgendwie empfand ich, als wären all die perfekten Familienfotos mit Neugeborenen nur eine Illusion. Denn all die Eindrücke, die solche Fotos vermitteln, haben sich für mich in Luft aufgelöst! Diese glücklichen, grinsenden Familien, verwandelte sich in gespielte Freude und künstlichen Lachen. Ich fragte mich, ob ich tatsächlich die Einzige sein konnte, die so empfand.

Die Fotos waren nach einer Woche fertig.
Wir sahen sie gemeinsam an und waren glücklich über die Bilder. Die Großeltern freuten sich besonders, da wir tolle Weihnachtsgeschenke hatten.
Unser Fazit:
Einmal ist genug.
Mit den Fotos in der Hand reflektierte ich das Shooting. Mir wurde klar, dass ich die künstliche Atmosphäre nicht mochte. Die Fotos waren zwar schön, aber der Aufwand und die Unnatürlichkeit störten mich.
Ich möchte noch gerne anmerken, dass ich diese Art von Shootings keines Wegs schlecht reden möchte! Das sind meine Empfindungen und meine Erfahrungen gewesen. Am Ende ist alles Geschmacksache. Ich kann absolut verstehen, wenn jemand ein Foto von sich und seiner Familie haben möchte, auf dem alle perfekt gestylet sind und in die Kamera lächeln. Also wenn das Deins ist, go for it!
Meine Erkenntnis:
Für mich war diese Erfahrung trotzdem wertvoll, weil sie mir einen Stups in eine andere Richtung gegeben hat und mich ein Stückchen näher meinem Traumberuf gebracht hat.